(1) Das sich in seiner mühevollen Überwindung eines Post-Nationalistischen wähnende Widerstreitende, das dem Oxymoron „Verfassungspatriotismus“ intern ist (der sich ja gerade vermeint, einen ihm entgegengesetzten Patriotismus vertexten zu dürfen, ihn einzuhegen), scheint neuerlich herausgefordert; er scheint gar in seinem unpathetischen, universalistischen Selbstverständnis veritabel bestreitbar, als er mit neuen (alten) Anleihen beschwert, sich doch zu einer nachgesuchten (benötigten) allgemeinen Lehre vom Staat umzustellen sucht: als ob die retroaktivische Sanierung eines national eingeübten, deutschen Leviathans sich wider die Vergewisserung eines ins Werk gesetzten post-nationalistischen Verfassungspatriotismus zu stellen sucht; jener nicht mehr hinreichender Konstituens sein darf, sondern verlegene Auffanglehre, die sich zu erbieten hat, nurmehr anders konnotierte Einfärbungen in ihren Organismus überantworten zu müssen: Eine Bewegungswirklichkeit, die wohlwollende Vorzüge einer post-nationalistischen Konfiguration aufzunehmen sucht und nunmehr, da sie (gefühlt) nicht mehr als hinreichend erachtet werden soll, ein solches post-nationalistisches Selbst nicht länger von einem durchschlagenden Testat eines gleichsam zu denkenden (heimlich nachgesuchten, vielleicht auch begehrten), nationalen Betriebssystems gänzlich unbelästigt wissen will. So jenes auch wieder legitim gedacht werden soll und darf: als ob der Verfassungspatriotismus seine unverbissene Leistungsbefähigung eingebüßt hätte, bestimmten gesellschaftlichen Fragen noch adäquat technologische Antworten „geben“ zu können (Islam, EU etc.); er (über-)strapaziert erschiene, nationale, gar nationalistische Abwehraffekte in sich verkapseln zu müssen. Stellt sich insoweit einer bestrittenen Leistungsfähigkeit konkludent die Frage, ob er doch „blutleer“, bloßer „professoraler Seminargedanke“ sei, der den „nicht-intellektuellen“, nicht habermasianerisch-gedanken-experimentierenden, nicht minder „national-affektierenden“ Menschen in einer Gemeinschaft letztlich noch nie wirklich zu inkludieren vermochte; der auf den ersten Blick nur staatlich-ersatzreligiöses Etikett einer globalen Suche nach post-nationaler Neuordnung sein soll (die alle Nationalstaaten erfasst hat), die sich überdies und nicht unwesentlich sichtbar, in Formen von nationalen, gar nationalistischen „Reverse waves“ gegenteilig zu aktualisieren scheint. Der Verfassungspatriotismus (VP) als Techne, die zuallererst keinen eigenen Sinn verwickeln kann, als Opfer einer unverstandenen Unruhe?

Als (im Fall Deutschlands) historisch verschuldetes, wesensgleiches Minus zu einer Allgemeinen Staatslehre (sowieso und letztlich eine deutsche Eigenheit) garantiert er:

a) dass sich in seiner „Etappe“ verschiedene majoritäre Theorien der Wirklichkeitsbewältigung anschicken, hegemonial sein zu dürfen (programmatisches Wesensmerkmal ist, dass „richtige“ Theorien sich tunlichst im „Hinterland“ seiner Konfiguration in ihm und auf ihn einlassen müssen, weil er sich selbst für jenes als unzuständig begreift; indes völlig ungleich eines derart autopoietischen Nationalismus oder derart aufruhenden Patriotismus.

b) dass er nur die (normative) Sprache liefert, zur Verfügung stellt, vermittels derer politische Gegner (also auch Gegner der jeweiligen Verfassung) streiten können: Die „Sprache“ ist nicht exklusiv, sondern konstitutiv und konstitutionell inklusiv, für jeden erlernbar, der sich auf sie einzulassen sucht! Das rechtssetzende Können und Dürfen ist insoweit Jedermannsrecht, als es zumindest einer aktiven, sich aktivieren-wollende Minderheit in einer Massendemokratie zukommen darf.

c) dass er es konfiguratorisch „ermöglicht“, dass unterlegene politische Kräfte auch fortgesetzt in seinem Organismus (qualitativ gleichberechtigt) existent sein können (beispielhaft keine autologische Suspendierung eines „Anti-Deutschen“ o.ä., sprich: politische Gegnerschaft neben einer sich entgrenzenden, radikalen Ideologie, im Außen von einzig höchstrichterlich als verfassungsfeindlich ausgerufenen Politiken, panoptischen Disziplinardesigns und Religionen befähigt sich selbst dazu, dass so etwas wie „Gerechtigkeit“ in einer spezifischen Frage anhand und vermittels eines kodifizierten Rechtsregimes nur hinreichend (konfliktaversiv) herstellbar sein kann (nicht über den Primat eines angeblich „höherwertigen“, zugleich einzig richtigen Gesetzes). Sie unterliegt nicht den sthenisch oder asthenisch sprossenden Minderwertigkeitskomplexen, die sich in politischen Niederlagen vermeintlich, nicht minder selbstreferenziell zu verkapseln suchen.

d) reduktiv, dass er Spielbrett und große intransitiv beachtete und geachtete Spielregel sein will, neuerlich – scheinbar verlegen! – zu einem statischen Aggregat umgestellt werden darf. Er muss plötzlich Form werden. Einem unheimlich unterstellt oder realiter strebenden Islam/einer merklichen Hegemonie einer Europäischen Union etc. wird die universalistisch „geerdete“, nur formative Verfassungstreue entgegengehalten; nicht minder evident ist aber, dass in vielen Fällen solcher (inflationär sprossenden) Verlautbarungen etwas mitbewusst anderes entgegengeworfen werden soll: ein historisierbares, überkommenes, scheinbar post-national nicht überwundenes, nationales (schlechterdings nationalistisches) und religiös anleihendes Strategem, als es als ein grundsätzliches Defizit und nicht als „AfD-Typizität“ u.ä. vorgestellt wird, das nurmehr nicht nur purifiziert verfassungspatriotisch sein will: Verfassungspatriotismus als ein missbrauchtes Vehikel nationaler Wiedergänger? Es wird Verfassungspatriotismus gesagt und das Mehr seines wesensgleichen Minus nicht unbedingt gemeint aber dynamisch mitadressiert. Ein umgestellter VP als beschämter Nationalismus scheint Konjunktur zu haben. Dass ein VP programmatisch in seinem Innen und seinem Außen (nationale und globale Konnektivität), gleichsam Sinn jenseits nationaler Bedingtheit und Eigentümlichkeit zu perpetuieren weiß, befreit ihn dennoch nicht von einem durchschlagenden Malus jener tunlichst nachgesuchten Faktizität reiner geopolitisch-reglementierter Leistungsbefähigung, nämlich von einem So-Sein eines geografischen Geltungsbereichs, der sich nun einmal mit dem abschließenden Gebiet eines Nationalstaates schlicht abzumühen hat. Oder: Wird gar insoweit etwas völlig anderes angerufen, als eine retroaktivische Sanierungssuche des verlustig gegangenen Leviathans mit den Folgen einer beschädigten Demokratie schlichtweg vertauscht wird. Der VP hängt sich selbstbeschreibend an das demokratische Gebäude. Letzteres ist nicht das Bestrittene, es wird nur synonym und dispositiv für ein Unvernehmen adressiert, das sich mit den Gefahren des Anti-Politischen und Entpolitisierens in der Marktdemokratie ungesehen verwickeln darf.

(2) Die Suche nach einem sich aktualisierenden, juristisch residual stets bedürftigen und nurmehr infrastaatlich neu nachgesuchten Resonanzkörper Staat (bedürftig, weil Rechtsregime nie ohne, wenn auch noch so schwachem Begriff von Staat auskommen), der mehr sein muss, als eingeübte Praxis von formeller und materieller Verfassungspraxis (eine Verselbständigung von gerichtlichen Sprüchen als sie erste Spieler von moderner Staatlichkeit sind, die sich einer harten Begrifflichkeit von Staat nicht gewahr sein müssen; vielmehr eine prozessuale als bewegungswirkliche Auffassung von Staatlichkeit nur zu versorgen, nicht einmal zu erzeugen bräuchten). Eine schon unaufgeregte Mühewaltung, die sich einer doppelten Unbestimmbarkeit schuldet: Die „Blutleere“ eines an monolithischen Fundamenten armen Verfassungspatriotismus findet seinen konstitutiven Zwilling, seine Erklärung im Setting neuzeitlicher Demokratie; die Unbestimmbarkeit ihrer Signifikanten hingegen, die nur im Bedingungszeitpunkt einer demokratischen Revolution sich unbedingt und unbelästigt selbst zu bedeuten wissen, entwertet sodann und autologisch den Triumph einer institutionalisierten Demokratie (sozusagen, wenn eine demokratische Revolution nur noch demokratische Institution sein darf). Was ist das für ein Schicksal, dem sich eine jede demokratische Revolution (Explosion) zunächst widerstandslos zu ergeben scheint? Schlussendlich zeichnen die unwillkürlichen, demokratischen Institutionen wie eingeübte Strukturprinnzipien des Staates verantwortlich, die sich vom angedachten Primat einer prototypischen Herrschaft durch das Volk zu entkoppeln und zu verselbständigen wissen, sie verstehen sich nicht ungesehen als Korrektive abnehmender demokratischer Legitimitätsketten, als diese sich nicht länger und einzig in wiederkehrenden Wahlen einzulösen wissen. Bald befriedigt eine institutionalisierte Demokratie nicht länger, die bereits in ihrer revolutionären Anfänglichkeit nicht anderes ist als die Vorbedingung zu ihrem sukzessiven Verlust; denn, dass beispielhaft (neben anderen) Marx von der finalen Abschaffung des demokratischen Staates zu künden weiß, heißt eben nichts anderes, als dass „ein Denken des Politischen und das Denken der Demokratie eng miteinander verknüpft“ sei: Indem Tocqueville die Demokratie mit dem demokratischen Staat verkapselt, um sie trennscharf vom Wesen und den Tatsachen demokratischer Revolution zu unterscheiden, behauptet der junge Marx, dass „in der wahren Demokratie der politische Staat untergehe“. Das langsame und nicht minder zwingende Absterben des (demokratisierten) Staates hieße demnach trotzdem nicht, dass ein irreduzibles Politisches im Sozialen, im Zwischen der Menschen grundsätzlich verschwinden könne oder gar das hypostatische Moment seines Charakters, der seine handlungsbefähigende Trägerformen zu erzeugen sucht, eingebüßt werden sollte; vielmehr degradiert sie insoweit beide zu Momenten in einem und eines nationalstaatlich bestimmbaren Demos, die es zu verkapslen gilt. Sie überantworten sich in eine Vermittlungsmühe, der er es nicht beschieden werden sein wird, beiden Momenten jeweils eine andere Bedeutung zukommen zu lassen als jene, die ihnen bereits formativ intern sind (so sehr sie je irreduzibel sind, so sehr sind sie auch leistungsbegrenzt – keines kann sich an die Stelle der Demokratie setzen; beide verschwinden gleichsagend aber nicht vollständig, sie erinnern, sie mahnen den Zustand einer „wahren oder wilden Demokratie“ an !). Das demokratisierende Prinzip von Staatlichkeit verdankt sich einer weitgehenden Ungewissheit ihrer abschließenden Form; ihr konstitutives Betriebssystem ist somit Zweifel an monotoner Verfasstheit, sodass sich Akte der Relativierung dauerhaft zu verkörpern, sich in ihr und gegen sie zu streben suchen. Es macht einen jeden Gesellschaftsvertrag, schlussendlich eine repräsentative Demokratie revidierbar, weil sie „direkte“ sein will; es beließe auch und gleichsam die Machtkonfiguration und -ausübung im Zustand ihrer Unveräußerlichkeit (das Widerstandsrecht einer selbstbeschreibenden Souveränität durch das Volk ist eben nicht bloßes schattenhaftes Residuum demokratischer Revolution in einer Verfassung). Nicht anders verhält es sich, wenn sich professionell eingeübter Zweifel zu einer Dogmatik permanenter Relativierung umzustellen weiß: Eine Demokratie tritt in ihren selbstentblößenden Hochpunkt ein, wenn dass Höchstmaß an Aktivation von Relativierung einsetzt: Die Demokratie relativiert sich selbst, sprich, sie stellt sich selbst zur Disposition, im eigentlichen Sinne nicht weniger konstitutionell in Abrede (konstitutiv bleibt sie irreduzibel unanfechtbar). D.h. im Zeitpunkt ihrer demokratischsten Ausdifferenzierung vermeint sie sich in einem solchen Zustand, in dem sie sich selbst abzuschaffen, zu ersetzen droht, tatsächlich ist es nur ihr destruktiver Hochpunkt, sozusagen ihre Höchstform!

Entfallen nämlich dergleichen die Dinge und das Wesen einer weitgehend ausdifferenzierten demokratischen Staatsräson, als es insoweit als ein Absterben des demokratischen Staates zu verstehen sei, so stirbt eine Demokratie keineswegs; so sehr sie nachgerade vermisst, neuerlich nachgesucht wird (was fatalerweise zu einer reaktivierenden Anleihe nationaler Identitätssuche umgestellt werden darf), erscheint diese autologisch geschwächte, weil nur demokratisierte Räson in ihrer Leistungsbefähigung nicht länger adressierbar; indessen wird vielmehr (un-)(mit-)bewusst (beispielhaft) eine Revitalisierung einer gezwungen historisierbaren, nationalen Identität angerufen oder beschworen, die anderswo noch funktionabel zugegen ist, in Deutschland nicht mehr zugegen sein darf. Sie ist allemal und gleichsam nur noch „sentimentalische“ Identitätsstiftung. Ein national, gar nationalistisch gründender Leviathan, als beschreibendes Narrativ staatlicher Verfasstheit vollends verschlissen, erbietet sich Auffangnetz zu sein – wenn man es sich erlauben darf – in den infunktionablen oder dysfunktionablen (in den schlechten) Zeiten einer Demokratie, das neue Trägerform konstitutiver Selbsterfindung einer Gemeinschaft, einer Personenmehrheit auf dem Gebiet eines Nationalstaates sein will! Das ist immer so: ein national besinnender Wiedergänger, der nötig scheint, letztgültig aber nur zu unterliegen weiß. Gegenteilig erscheint eine so konstitutiv (und sowieso stets) bestrittene, im Zustand ihrers angeblichen Absterbens verdinglichte Staatsform „Demokratie“ , so sie uneigentlich einen Gesellschaft vereinigenden Leviathan erzeugt, als unanfechtbar! Es schuldet sich einer schon simplen Faktizität, dem modernen freiheitsliebenden Menschen, der sich von dem archetypischen Ansatz gemeinschaftlichen Regierens (als Ausdruck eines zwar revolutionären aber zutiefst reglementierten Gleichheitsprinzips) in den vormodernen, republikanischen Demokratien emanzipiert hat, der sich mit einer Aufklärung zu einem relativ freischwebenden, irgendwie moralischen Subjekt einer sogenannten Moderne repetitiv (neu-)einzuüben weiß. Der Mensch hat sich weitgehend selbst verunmöglicht, sich seiner sonstwie errungenen, politischen Ausstattung zu entledigen (punktueller politischer Atavismus unterbricht allenfalls eine Konstante, die kontingente Demokratie einzulösen weiß); der moderne Mensch „kann“ nur noch Demokratie, er fällt immer wieder auf sie zurück. Als er auch gleichzeitig nur noch in einem demokratischen Habitat, das sich synonym mit immerwährendem Konflikt selbst zu versorgen weiß, lebensfähig erscheint. Denn weitgehend ungesehen bleibt jedenfalls die Tatsache, dass sich der Mensch der Renaissance, der es vermögen sollte, eine irreversible Gravidität der egologischen Einzelseele in eine sogenannte abendländische, christianisierte Kultur zu verkapseln, nur durch eine Abschaffung eben jener abendländischen Kultur selbst seiner freiheitszentrierten Mühewaltung berauben könnte: Erst wenn sie verschwindet, verwischt ein Primat menschlich wirkender Wirklichkeit, die Freiheitsbetätigung zu überantworten sucht. Es (nurmehr das massendemokratische Subjekt der Marktdemokratie) sucht sich einzig mit einem Objekt zu verkapseln, mit seinem Staat: ein zusammengeschalteter Souverän, der eine wechselseitige Sicherheitsleistung als sein In-Sich-Kontrakt zu ertragen hat (Demokratie ist Subjekt-Objekt-Verknüpfung von Souveränität). Nicht von ungefähr rührt Unklarheit her, worüber eine demokratische Gesetzgebung überhaupt Herrschaft auszuüben sucht. Über die abschließenden Formen nationaler Identität, die eine bestimmte Staatlichkeit zu diktieren wüssten, fraglos nicht mehr (weil das, was allenortes aktuell durch national-identitätsstiftende Anleihen bemüht wird, nicht und nie mehr gefunden werden kann). Ein schon nachlässig hingeworfenes Abjekt „Freiheit“ bliebe indessen übrig. Eine gemeinschaftliche Abrede über ein Ziel, dem eine finale Formgebung nicht gegönnt sein darf, die ihrerseits nur tatsächlich ist, soweit sie sich selbst zu verunmöglichen versteht. Oder in einer modernen Wendung, ein völlig anderes Gewand anzulegen scheint: Das Hintertreiben einer Auffassung von konstitutiver Freiheit, die nicht zuletzt von ungeniert unfreien Menschen eingepflegt wird. Menschen, die in Erwartung von Freiheitsbetätigung und (selbst-)revolvierender -suche lieber moralisieren (es gibt also echte Demokratien und falsche Demokratien, wobei letztere moralisch bestritten werden, die nicht im Club der einzig wahren Demokratien willkommen sind) – ein Streiten, das sich tunlichst mit einem Waren- und Markenfetisch, der gleichsam auch Meinungskonsum ist, überschneidet – die eingedenk eines potentiell entgrenzenden Genusses überhaupt nur zu streiten zu wissen scheinen; so jedenfalls der beschriebene Vorwurf eines überragenden Genussstrebens bei Platon, der die Mängel der athenischen Demokratie mit einer Logokratie zu neutralisieren sucht – Demokratie nicht minder vollends abzulehnen weiß. Obzwar einer sicherlich ermöglichenden Freiheit geschuldet, erscheinen ihre Protagonisten unfrei! Schlussendlich ist die Befähigung, Meinungen und Weltbilder selektiv konsumieren zu können, es zu dürfen, kein Punkt des Vorwurfs, dennoch ist es nicht einfach zureichend, von freien Menschen reden zu können. Die Unfreiheit, die Pfandrechte sozialer und zuallererst ökonomischer Kräfte, die ein demokratisches Betriebssystem (immer nur) zu überschreiben (nicht zu zerstören) wissen, vermag den freien Menschen nicht unmerklich zu erschweren (jeder noch so harmlose Ausnahmezustand, der neben der Ordnung ausgerufen wird, neutralisiert das Wesen und die Dinge der institutionalisierten Demokratie). Die sogenannten demokratischen Menschen vermeinen sich nur uneigentlich der in überragender Freiheit menschlich wirkenden Demokratie; realiter und nicht unmerklich entscheiden sie sich dazu, der Marktdemokratie nachsuchen zu wollen, eine beschnittene Demokratie des unfreien Menschen, als er sie auch insoweit fehlerhaft oder bemäkelt nur mit jener zeitgenössischen Form von Demokratie zu identifizieren wüsste; nicht zuletzt verkapselt sich moderne Demokratie konstitutiv mit einer funktionablen Geldzirkulation (jene Verschaltung verursacht erst das eigentliche Hintergrundsummen dieser Form von Demokratie, die freilich auch formativ bleibt, sie wird schlichtweg erst hierdurch objektivierbares „Objekt“ ihrer Begierde: eine global sympathisch akzentuierte Marktdemokratie, in der Menschen gerne, wohl auch zum Preis der Selbsttäuschung leben wollen; das uneigentliche, wahrhaftige Mehr jener Selbsttäuschung eines demokratischen Prozesses, als sie auch infinit ist, muss aber das Eingeständnis sein [bleiben], dass es keine finale Form aller Formen geben kann darf).

Der verwundete Leviathan, der ehedem demokratischer Souverän sein durfte, scheint seinen früheren Zustand (il stato) zu suchen, eine Statik von Staatlichkeit überhaupt neu zu berechnen wollen; schlussendlich vermeint er sich nicht unmerklich ungesehen dadurch einzig selbst zu emulieren, indem er seinen urtümlichen Körper scheinbar nur neu zu fragmentieren sucht und gleichsam seiner Leerstelle, ein Design der Body politic zu diktieren wüsste, das eine ausdifferenzierte, mithin auch atomisierte Entäußerung eines an den Staat überantworteten Rechtsverzichts (im Zwischen der Menschen) nicht länger zu beachten hätte: Die derart stets situativ postulierte Apohansis, die konjunkturelle Entblößung der unterstellt meritokratisch umgestellten, ungestört sprossenden Eliten, die eine institutionelle Demokratie zu überschreiben wissen (ohne sie zu verschwinden lassen), soll eine bloße (demokratische) Herrschaft durch eine aktive Minderheit nicht bloß quittiert wissen lassen; sie will zur egalisierenden Partizipation aufrufen (Mut zur Partizipation, der seine Quelle innerhalb eines nachgesuchten, retroaktivischen Bewusstseins nationaler Identität vorzufinden wüsste, der sich realiter in der Initiation einer beispielhaften Front National neuerlich gar unprätentiös zugelassen einüben könnte). Der neu eingefangene Mut der Teilhabe überführt sich in eine Nachsuche, die einem verlorenen Selbstverständnis, einer Statik des beauftragten demokratischen Souveräns, das Versprechen (einfacher) Settings von Problemlösung jedenfalls nicht mehr abzunehmen scheint; einem nicht länger zureichenden Portfolio aus sprachlicher Vermittlung, konzeptionellen und projektierten regierungstechnologischen Vorstellungen, sprich überkommenen Standards politischer Kommunikation Genüge tun zu wollen. Denn, bleiben jene Settings uneigentlich aus, erschwert sich derart eigentlich jene beschriebene Verschleierung meritokratischer Programmierung, die moderne marktdemokratische als repräsentative Politik kostümiert, so verflüchtigt sich stets und gleichsam der angerufene demokratische Souverän, der Leviathan, der im Bedingungszeitpunkt einer sich destabilisierenden EU etc. nachgefragt werden sollte. Dieser drohende Downgrade des demokratischen Souveräns bleibt indessen nicht ungesehen! Das staatliche Betriebssystem erscheint an jenen so fokussierten regierungstechnologischen Zugangspunkten gar mehr als destabilisiert, es defragmentiert Herrschaft im Innen von Souveräntität und nunmehr von konjunktureller Identität. Verkapselte jenes identitäre Additiv, das neben einem demokratischen Souverän nicht länger eskamotiert, (freilich übertrieben) dynamisch sich innerhalb einer beschworenen Rückwärtsbewegung, so drohte gar punktuell ein Rückfall in das Selbstverständnis staatlich ungebundener politischer Spieler, in eine gesellschaftliche Polyarchie, vermittels derer in gewisser Hinsicht gar kein Staat mehr zu machen wäre: unterfielen doch die Einheit und die Einheitlichkeit originärer staatlicher Zuständigkeiten und Befugnisse mehreren Einflusssphären in der Gesellschaft (wie ein historischer Klerus im Gegenspiel weltlicher Herrschaft, die je keinem Bedürfnis von einem einheitlichen Staat nachzugehen hatten, gegenteilig einer inversen Statik, der Erkenntnis eines „il stato“ bei Machiavelli: der Staat als notwendige Invention der Renaissance etc.).

(3) Welchem tatsächlichen Ding wird indessen nachgesucht, als ihm zugelassen nachgespürt werden darf? Das deutsche Ding, das nur unabgeschlossenen eigenen Sinn mit einzubringen, das situativ wiederkehrend aber überraschend und abschließenden, gar durchschlagenden Sinn scheinbar spielend herzustellen weiß? Die retroaktivische Konjunktur nationaler Identitätsmühe ist sichtbar weniger realiter historisierbare Rückbesinnung (die sich selbst verunmöglicht sehen würde), denn zeitgenössisches Produkt oder menschlich wirkende Konstruktion eines Politischen; es ist das deutsche Ungemach, das eben nur und stets einem deutschen Staatsvolk, nicht einer (vielleicht nie existierenden) deutschen Nation, den Weg in das Narrativ einer zuallererst verspäteten Nation zu bedeuten wüsste. Das unter Zugzwang herausgeforderte, zeit-kontextuell heraufbeschworene Narrativ eines Kulturerbes (was sich plötzlich auch wieder christlich einfärbt), das sich programmatisch (was es nunmehr tatsächlich historisierbar werden ließe) schon dadurch selbst zu bedeuten sucht, indem es die immerwährende konstitutive Frage stellen muss: „Was ist deutsch?“. Ehedem ein Selbstverständnis in anderen europäischen Nationen; erschiene es doch einem Franzosen höchst eigentümlich, diese Frage ständig innerhalb der unterschiedlichen und unterscheidbaren Geschichtsformtionen Frankreichs, im eigenen Sinne stellen zu müssen). Die überkommene Frage, was das deutsche Sein, Sollen und projektierende Wollen sei, bleibt das überragende Kennzeichnende eines Volkes, das sich geschichtlich stets nur durch Anpassung gegenüber Obrigkeit und Besatzungsmacht selbst zu finden, das sich durch Anpassung gar seiner Revolutionen zu berauben wusste. Ein sich solcher Bewusstwerdung permanent andienender Stakkato identitärer Suche (die sich aktualisierend als eine schon anfänglich kontrafaktische politische 'Identitäre Bewegung' nicht länger gesellschaftlich invisibilisieren will) ruht nicht zuletzt Erstaunliches inne: Scheinbar unbestritten, mithin zulässig befähigt, übergeht nurmehr eine scheinbar luzide historisierbare Genese des Deutschen, als sie sich selbst in eine Geltung zu überantworten versteht, einen evidenten, national-formativen Malus; jener bedeutet sich in Gestalt eines schier unzerstörbaren nationalen „Wiedergängers“ (einer ständig zu verunfallen scheinenden Nation) den Weg in ein Anerkennungsverhältnis, in dem historische Genesis und nationale Geltung nicht zwingend ausdifferenziert sein muss, nicht minder oberflächlicher, verklärter Nimbus nationaler Identität sein darf (der deutsche Mythos/die bloße deutsche Kulturnation ist roter Faden):

Das historische Dilemma eines stoisch unpolitischen Bürgertums, das ein soweit identitäres Deutsches spiegeln könnte, überführte am Ende eines 19. Jahrhunderts seine politische Unmündigkeit erneut in eine geschichtliche Formation, die einen zureichend unbelasteten, so auch heute rekursbefähigenden deutschen Genus jedenfalls nicht vorzufinden wüsste: Das Ende des bismarck'schen Primats außenpolitischer Stabilität überführt ein deutsches Bürgertum keineswegs in eine autologische politische Eigenständigkeit, in das politische Selbstverständnis eines Bürgertums, das im europäischen Umland schon längst majoritäre politische Realität sein durfte. Gleichsam stagniert ein abgehängter deutscher Adel, der sich einem englischen Adel ausgesetzt sehen darf, dem der evolutionäre Überschritt in das Unternehmertum längst gelungen war; er profiliert sich indessen als eine infinitesimale kriegstreibende Kraft (als es der Ausweg aus der eigenen Krise zu sein schien) im kommenden Kaiserreich, das ein nationales Selbstverständnis der Deutschen, grotesk neu einzuüben, letztlich final abzuwickeln wusste. Die gesellschaftliche Unordnung einer emanzipierten, schlussendlich mehr internationalistisch eingefärbten Arbeiterbewegung erscheint eingedenk eines projektierten, durchschlagenden Rollentausches mit einem politisch inaktivischen, nur demosliberal wirkenden deutschen Bürgertum weitgehend verunmöglicht, eine schon unbestrittene Unterordnung unter die wilhelminische Lesart von zugelassenem Parlamentarismus zu korrigieren.

Auch nur ein hinreichender Erklärungsversuch. Der neuerliche Reiz nationaler Identität überantwortet sich nicht ungesehen in eine historisierbare Reizung deutscher Identität aus Katharsis und Wiederaneignung schöpferischer Irrationalität (nichts anderes erfasst ein Deutschsein in seinen Geschichtsformationen von 1871 bis 1945)! Die Unfähigkeit der Deutschen identitäre Niederlagen und aufruhende Befreiung emotional sublimieren, allenfalls analysieren und intellektualisieren zu können, überführt sich mehrfach in komische kollektive Affekte, die eine bewusste Abkehr von allem, was typisch deutsch sei, zu zeitigen wusste. Eine identitäre Verkapselung im Deutschen, die nicht weniger aktualisierte Faktizität ist oder aktualisierbarer Malus sein will. Die deutsche Identität, als sie keine stringent befriedete, nur seichte einer anglikanischen Kultur zu adaptieren pflegt, bricht wiederkehrend, um sodann in erstaunliche neue Anerkennungsverhältnisse überantwortet werden zu können. Die nachgesuchte schöpferische Irrationalität im Deutschsein, die ihren Hang zum Absoluten (auch bei einer deutschen, stets atomisierten deutschen Linken, die spätestens mit den 1970ern keinerlei gleichsames Anerkennungsverhältnis mit einer sogenannten Arbeiterklasse teilt) nicht zu quittieren wusste, die Kultur (Mythos) und Wirklichkeit zugelassen in einen staatsformativen Austausch setzen durfte (Identität durfte nicht wenig ernstlich mit einer mystischen Kultur in Eins fallen), invisibilisiert sich realiter in einer Mann'schen Manier als faustische Identität, die dazu verdammt, dem Schrecken nationaler Identität beharrlich und ernstlich auf den Grund gehen zu müssen, der Unergründlichkeit des eigenen Wesens, der deutschen Dinge in ihrem Kern nachzuspüren, keineswegs in einem oberflächlichen, seichten Common sense stecken bleiben zu müssen (Blut und Eisen, gar Blut und Boden als gleichsam grotesk anmutende und doch realpolitische Narrative eines stets unergründlichen deutschen Wesens). Eine Attitude im Deutschsein, die final einem vulgären Künstler Adolf Hitler, tatsächliche staatliche Programmierungshoheit, scheinbar völlig schmerzfrei, zu überantworten weiß; Hitler ist nicht gescheiterter Künstler gewesen, er ist zeitlebens Künstler geblieben, seine Kunst fatalerweise sympathisch von einem Deutschsein akzentuiert worden – ein personenmehrheitliches Deutsches vermag eingedenk einer unterstellten, also bloß virtuell kollektivierbaren Handlungsfähigkeit, seine Kollektivschuld eben nicht zu neutralisieren. Das verunfallte Medium Kunst (der nachgespürte deutsche Mythos) als wahrhaftige, menschlich wirkende Wirklichkeit konnte als ernstliche Regierungstechnologie nur in einem Setting solchen Deutschseins überhaupt majoritär werden. Deutsche als nationale, historisierbare Identität, gleichsam ihrer Residuen, gibt es immer nur zum Preis ihres jeweiligen Schreckens (preußische Tugenden gibt es demgemäß nur im mitbewussten Setting preußischer Obrigkeit); ein repetitiv heimsuchender Dark passenger, der schlechter Dienstleister eines Deutschseins im Jetzt ist, der jede seiner retroaktivischen Anwendungen schlechthin irreversibel zu beschämen, mitunter zu verunmöglichen weiß. Im Zwischen der „marktdemokratischen“ Deutschen im Jetzt erweisen sich historisierbar-nationale, hierin nationalistisch umgestellte Anleihen außerhalb der beiden oktroyierten Republiken schlichtweg als untaugliche, auch vergebliche Erinnerungsmühe.

Einen aus nationalen, kultürlichen Restpartikeln schöpfenden, gleichsam neu zu verdinglichenden politischen „Wiedergänger“ (3), der einen beschädigten demokratischen Souverän zu adressieren, der einen Verfassungspatriotismus eigennützig umzustellen, evident als Vehikel für einen neuen politischen Körper (schlechterdings sentimentalisch) zu missbrauchen weiß (1)! Eine demokratisierte Höchstform von Demokratie, als sie modern nur als Marktdemokratie auftreten soll, die sich hyper-demokratisierend selbst zu relativieren, sich final selbst in Abrede zu stellen droht (2)! Wie ließen sich die Essentialien benennen, die sich aktualisierend als nationale, retroaktivisch sanierende Identitätssuche zu verquicken suchen?

Die tatsächliche identitäre Bewegungswirklichkeit innerhalb eines überkommenen politischen Körpers (aus formativem Verfassungspatriotismus und letztlich gar nicht so freier Marktdemokratie) degradieren sich selbst dazu, in neuer Verstetigung von Herrschaft vindizieren zu können: Programmatisch und in seinen Selbtsverständnissen Formatives darf wieder verfestigte (nationale) Form sein. Neuerlich im Namen der allgemeinen Rechte einer Gesellschaft sprechend, darf sich ein derart umgestellter oder missbrauchter Verfassungspatritotismus (der ja urtümlich korrigierend, sich auf eine Marktdemokratie einzulassen sucht) gar als monolithische Substanz nobilitiert wissen: Entgegen ihren bekannten Kritiken erfahren post-nationale Designs wie ein Verfassungspatriotismus oder eine Markt- als Massendemokratie jetzt und durch solchen Missbrauch tatsächlich ihre stets vorgeworfenen ersatzreligiöse Wesen. Sprich, erst durch eine privilegierte „nationale Umstellung“, erst durch eine nationale Einfärbung der beiden Institute entstünde das eigentliche abwehrbefähigte Fundament eines Verfassungspatriotismus, der nur uneigentlich systemisch abwehrbefähigt zu wirken wüsste. Der einer Bundesregierung vorgehaltene Verfassungsbruch („Dublin“ und Flüchtlingsfrage) darf hiernach das uneigentliche Selbstverständnis moderner Staatlichkeit bewusst und zielgerichtet eskamotieren (Einem möglichen Verfassungs- und Rechtsbruch kann aber nur mit den ins Werk gesetzten Mitteln einer Staatlichkeit, nicht mit solchen eines nationalen oder religiösen Primats nachgespürt werden). Dass vielgestaltige identitäre Bewegungswirklichkeit nachgerade nicht durch ein privilegiertes, monoton durchschlagendes Wesen wie nationale Zugehörigkeit oder ähnliches in Einem, das für ein Ganzes stehen darf, zu unterfallen weiß, durchbricht denklogisch jegliche Mühewaltung einer konjunkturell sprossenden Idee, eines wenn auch stets legitimen und legalen Majoritärwerdens einer beispielhaften „Identitären Bewegung“ (oder Pegida etc.), die nur partiale identiäre Bewegungswirklichkeit bleiben werden.

Wie ließe sich ein derart nachgesuchter, sich neu einzuübender Leviathan, der nicht ungesehen ein digitaler Leviathan sein muss, der eine funktionale Schicht, eine nationale Spannung freizulegen sucht und dabei nicht anders als eben auch nur einer so ontisch verunreinigten Vernunft das Wort zu reden wüsste, sichtbar machen? Sicherlich erschöpft er sich nicht als klassischer nationaler politischer Körper, der irreduzibel, der stetes oder unterdrücktes Mitbewusstsein eines modernen Staatsvolkes ist. Eine Identität als Agglomeration residual-nationalen und neo-nationalistischen Gezwitschers, das einem die Unordnung von Meinungsdiversität anreicherndes „Surplus“ das Wort zu reden scheint, das nur einen Anschein an demokratischer Mühe (mit-)bewusst werden lässt, das nach Gesinnung und Laune durch soziale Medien wild vexiert, nicht minder bloß rasant aktualisiert wird: es gründet sich in (a-)politischen Massen, in dümmlichen und sehr pfiffigen minutenpolitischen Affekten, in der Interferenz von Gezwitscher, das nicht zwingend „zivilisiert zu verachten“ weiß – es gegenteilig gar zum uneigentlichen Ton ihrer eigenen Sache zureichen lassen will. Beides wird gleichsam fahrlässig beschleunigt und entschleunigt; es will den temporalen Regeln der überkommenen Dienstleister von Wissen und Meinung den Takt entziehen. Die Schlagzahl innerhalb eines disparaten digitalen Raums, dem eine ungelenkte Pluralität von flüchtiger Meinung überantwortet wird, stellt jede Formation politischer Abstimmung zu einer gewagten politischen Lotterie um. Sie diktiert eine unsäglich spiegelnde Beschreibungswirklichkeit, nicht selten mit der Verfallsrate eines marktschreierischen Sekundenmoments (Twitter), und doch ist sie nicht weniger Raum formativer und bleibender Verfestigung von Organisation und Struktur (Pegida): Die Verstetigung von einem Anerkenntnis politischer Willensbildung, die unüblich (selbst-)beherrscht und konzertiert eine bestrittene, neuerlich scheinbar eskamotierte Arbeit von politischen Parteien nur noch zu quittieren sucht. Computisierte Sofort-Zugänge zu einem insoweit schwachen Diskursfeld, als es einem noch schwächeren Wissen als erfahrungswissenschaftlichem Wissen aufzuruhen braucht, die zeitverzögert, einschlagende Eindrücklichkeit auf originär politisches Programmieren zu hinterlassen wissen. Die retroaktivische Aktivation saniertem nationalen Selbst (das als solches - wie hier beschrieben - fälschlicherweise aufzutreten versucht) ist Beispiel; es verfängt sich nicht selten wie regelmäßig mit ihren ersten, hegemonial wirkenden Akteuren in der so von ihr bestrittenen Auffassung von Elite (politische Kristallisationsfiguren oder Personenmehrheiten entstammen zumeist selbst diesen Eliten) und der Frage nach Zugehörigkeiten zu einer Nation; möglicherweise sind jene zwei Angelpunkte (Elite und Nation als Adressaten eines politischen Unvernehmens) ante cedens oder doch nur konjunkturell ein anderes Ermöglichendes, das zu bestreiten sucht, gar einzig dazu befähigt, zu streiten wüsste. Es ist irgendein und bloßes Bewusstsein, das sich darin neuerlich als ein nationales konstituiert, weil ihre nicht abschließend beschreibbare ureigene Legitimationsgrundlagen, als sie ihre Maßstäbe sein sollen, mit einer zeitgenössischen Bewegungswirklichkeit in ein unauflösbaren Widerspruch geraten zu sein scheinen (Die institutionalisierte Demokratie tritt in den Hochpunkt ihrer eigenen Relativierung ein, vgl. oben!). In jener Ermangelung wird es autologisch als Trägerform von gemeinschaftlichem Sein und ontisch geformtem Sollen erzeugt, jedoch gleichsam in seiner Ermangelung eines zureichenden Begriffes nur als nationale Wiedererweckung verstanden, fatal und richtig gewendet: in jener unverstandenen begrifflichen Mühewaltung überhaupt erst als gemeinschaftliches (National-)Bewusstsein wirksam. Denn jedes „Klassenbewusstsein“ oder nurmehr komisch aktualisiertes Nationalbewusstsein kann sich nur in solcher menschlich wirkenden Wirksamkeit selbst bewusst werden. Und doch ist ihm in kontextueller Globalität nicht unmerklich anfänglich schon sein eigenes Scheitern irreversibel intern, als es einem so protektionistisch diktierten, ontisch verunreinigten Sollen im Nationalen, das retroaktivisch saniert, kein zukunftsbefähigendes Wollen in den globalen Demo(i)kratien beizumessen wüsste – nur jene (eine EU oder was an ihre Stelle treten könnte!) sind und bleiben bewegungswirkliche Faktizität.

Die national, schlechterdings nationalistisch konnotierende Amoralisierung eines bloß verfassungsrechtlich vertexteten Staates bedeutet sich nicht in deren Überwindung von derart bestrittener Potentialität, sondern ist lediglich eine Reprise des irgendwie grausamen Positivismus, der einen Staat, ebensoviel ein Recht auf so etwas wie ein historisierbares deutsches Kollektivbewusstsein, ein deutsches Ding oder Wesen reduziert. Moralisiert sich hingegen eine national (nationalistisch) ausdifferenzierte Amoralisierung eingedenk einer bloßen Politizität "schwacher" Staatlichkeit, so erwächst ihr autologische Anarchie. Warum? Das historisierbare Nationale, als es ja nur Nationales eigentümlich zu spiegeln sucht, kann sich nicht gänzlich privilegiert, in seinen neu durchschlagenden, monotonen nationalen Tönen vollendet wissen. So viel jene, einer immerwährenden Politizität aktualisierbarer Konjunktur eines Nationalen aufzuruhen scheinen, existieren andere, die sie zu kontrastieren suchen, die gleichsam so etwas wie phänotypisches Nationales in einem modernen Deutschsein herausfordern wollen. Sie sind sozusagen das andere, stets invariante Nationale, das keinen Aufnahmepunkt retroaktivischer Sanierung seines selbst, einzuüben sucht. Endlich ist evident, dass Nationales (als bloße abgeschwächte nationale Identität) niemals objektiv-gegenständichen Funktionssinn zu zeitigen wüsste; so wenig kann es überdies individuelle oder personenmehrheitliche meritokratisch, ochlokratisch oder elitär eingefärbte, psychologisch-atomisierte Selbstzwecke in ein Ganzes (Volksbewusstsein) zusammenschalten. Nationales wie Staatliches konvergieren einzig in ihren (realen) Wirkungen. Mehr nicht und niemals mehr und doch scheidet sie etwas: Eine noch so stark oder selbstverständlich ausdifferenzierte nationale Identität kann niemals „schwache“, bloß vertextete Staatlichkeit ersetzen! Führt eine national eingefärbte oder gar nationalistisch sprossende Amoralisierung von "schwacher" Staatlichkeit, die sich nur durch eine bloße Vertextung, grundlegend ihrer selbst gewahr zu werden schien, zu einer quasi-religiösen, zwingend nationale Antagonismen einübende Verklärung der nachgerade nur aktualisierbaren, bestenfalls agonal funktionablen Herrschaftslogik (im post-nationalen Verfassungsstaat), so muss - wie zuvor vermutet - ihre gegenteilige Moralisierung durch eine nationale (schlechterdings nationalistische) Intervention der Anarchie hinanfallen. „Schwache“ Staatlichkeit stellt sich um zu einer wahrhaftig schwachen Herrschaftsform intermittierender gesellschaftlicher Spieler (die Nationale Identität, das Nationale, ein scheinbar monoton einlösbarer Volksgeist vermögen aber nur selbstbeschreibend Jeden und Alles zu ordnen). Ein moderner, strikt nationaler Staat, der sich global zu entkoppeln und zu verselbständigen wüsste (der sich eben nur so vertexten könnte) ist realiter ungesehene Polyarchie, im Ergebnis Anarchie, die bekanntlich kein Staat sein will und kann. Im Modus seiner performativen Kräftigkeit will ein unterstellt unbestechlicher nationaler Volksgeist demnach nicht unmerklich abschließend konstative Kraft sein; soweit ein Konstativ, übereilte, wesentlich wissensentkleidete Entscheidungen treffen zu können, zuallererst zu dürfen – es ist beispielhaft legitimes bzw. wirksames, gleichsam aber unmöglich als selbst verunmöglicht gerechtes Entscheiden, was selbstbeschreibend religiös- oder nationalistisch-privilegierte Einschätzungsprärogativen einzulösen wissen.

Der vermisste Gegenspieler, die polymorphe, politischen Streit einkalkulierende, verfassungsrechtliche „Gewalt“ (als sie sich in einer Gewissheit von politischer Wissensaneignung in der Markt- und Massendemokratie einzulassen suchte) ist gar ungesehene, grundlose Staatlichkeit, die sich dadurch auszeichnet, dass sie bloße deutende Kraft an der Nahtstelle von Staatlichkeit sein darf, die sich nachgerade nicht auf irgendetwas zurückführen könnte, was eine ausgewiesene performative Kraft (eine nationale oder nationalistische Monoform) gegenteilig, selbstverständlich und selbstbeschreibend zu verstetigen weiß: sie ist nicht Gewalt, die sich monoton in den Dienst einer privilegierten oder monolithischen Sache (Nationalität, Ideologie und Religion etc.) stellen muss, weil sie es nicht schon bräuchte. Das ist kein oder ihr Unglück; es ist ihre schon profane Chance, zerlegbares Ding zu sein, das zur historischen und projektiven Korrektur zu befähigen weiß. Nicht unmerklich ist und bleibt sie gefangen in einem Zwischenraum von legitimierender und legitimer Autorität, weil sie es vermag, gehöriges Desinteresse an vorangehenden Gründungen (in Religion und Nation etc.) einüben zu dürfen, ohne ein Interesse an jenen gänzlich zu quittieren, neutralisieren zu müssen. Ein global präferiertes, nurmehr bestrittenes post-nationales Design, kein vermisster, neuerlich adressierter, scheinbar verschwundener demokratischer Souverän, kein erzwungener, nachgesuchter monolithischer Volksgeist in neuer nationaler Verfasstheit, kein Leviathan, der zureichend adressierbar scheint; sie sucht das, was eine bloße Übernahme von demokratischer Verantwortung gegenüber dem nationalen Gedächtnis (als es je auch nur sein aktualisierbares Monitoring ist) als eine Verantwortungsnahme gegenüber dem Begriff und den Faktizitäten dieser Verantwortung selbst sein will: Sie ist „schwach“, weil sie immer das erste (funktionable) Opfer von Wahn konjunkturell auftretender, national sprossender „Wiedergänger“ sein wird. Und doch vermag nur die formative Subjekt-Objekt-Verschaltung, derart „schwache, vertextete Staatlichkeit“ sich in einem unanfechtbaren Konflikt im Zwischen der Menschen, der redliches Synonym für Gesellschaft bleiben wird, einzig als durchschlagender Spieler gewiss sein. Sie wird nicht nur jede Auffassung von Nation „überleben“, sie ist längst ihr überragender Gestalter. Unüberlegt wäre es, doch gängig, von einer maßgeblich schuldhaft verwickelten (an dieser Stelle begrifflich freilich wenig entwickelten) „politischen Seinsvergessenheit” post-nationaler Spieler zu sprechen, die nationale Strebungen dadurch zu befördern wüssten, indem sie es nicht weiter verstünden, wiederkehrend die Fragmente ihrer politischen Körper (der Markt- und Massendemokratien) im Bedingungseintritt ihrer höchsten Relativierung (solchermaßen die Höchstform von Demokratie, in der sie sich selbst zu relativieren sucht) hinreichend zu refragmentieren. Als Form kann sogenannte Demokratie stets verschwinden, formativ bleibt sie gegen jegliche monolithische Primate unanfechtbar.